25-05-2008
Der olympische Geist prägt Peking ebenso wie die graue Dunstglocke, in die man sich bei der Landung auf dem Pekinger Flughafen begibt. Bereits beim Einchecken in Frankfurt bin ich überrascht, denn es gibt keine Warteschlange. Air Chine ist uneingeschränkt zu empfehlen, die Maschine, der Service und mein Platzangebot sind erstklassig. Das neue Terminal Drei des Pekinger Flughafens beeindruckt mich durch seine enorme Größe und Schönheit. Der Geruch neuer Kunststoffe, superscharfe Flachbildschirme und spiegelnde Fußböden hellen mein Bild vom Schwellenland China auf. Eine unglaubliche Spannung liegt in der Luft und alles Personal arbeitet bereits jetzt mit größter Effizienz und Tempo.

35 °C bei 73% Luftfeuchte. Englische Beschilderungen und ausreichend Personal erleichtern meinen Bustransfer in die Innenstadt. Die ersten Anfragen bei Hotels/Hostels enden ernüchternd. Absteige oder 90 Euro? Schließlich finde ich ein kommunistisch angehauchtes Hotel, direkt neben der Polizei. Das Bad ist neu, die Bettwäsche weiß, Klima, LAN, nur die Auslegeware fällt hochgradig durch – nicht betreten!
Peking ist extrem gut beschildert, außergeöhnlich sauber, es gibt weitaus weniger Verkehr als in Schanghai und viel mehr Grün. Olympia ist jederzeit spürbar und fortwährend sichtbar.
Die ersten Verhandlungen wurden bereits geführt und ich besitze nun auch Wechselwäsche. Sechs junge energische Damen haben förmlich gleichzeitig mit mir den Preis erörtert und mittlerweile weiß ich, dass nach dem Hundeblick der Schlag kommt.

Als der kleine Junge mein Zögern sieht, winkt er mich ganz freundlich zu sich ins “Restaurant”. Er reicht mir die Karte und seine Blicke bestätigen meine Vorahnung: keine Bilder und kein Englisch. Der Nachbartisch bestellt für mich und alle anderen Gäste wissen was ich essen werde. Inzwischen wandern gebratene Fleischspieße vom Nachbartisch zu mir und ich bestätige die freundliche Geste mit einem internationalen Grinsen. Gespannt warten nun die übrigen Gäste auf den Einsatz meiner Stäbchen. Nun sehe ich auch, was ich bestellt habe: Nudeln, Rindfleisch in Gemüse, Reis und Tee. Der Geschmack war herausragend und dafür runde ich die Rechung auch großzügig auf einen Euro auf.
Das so seriöse Hotel hat anscheinend ganz besondere Serviceleistungen zu bieten. Um 2200 Uhr klingelt mein Telefon und ich lehne die Massage freundlich verblüfft ab. Gehört das zum Service?
26-05-2008
Nach Reissuppe und Tofu mit Sellerie zum Frühstück startet heute Vormittag das Kulturprogramm. Wer mich kennt, kann bestätigen, dass ich ein großer Reisliebhaber bin aber nach diesem Frühstück verweigert der Magen auch mal gern das Mittagessen. Zuerst betrete ich den Platz zum Tor des himmlischen Friedens, den größten öffentlichen Platz der Erde. Im Anschluss führt mich der Touristenstrom auf direktem Weg durch die Verbotene Stadt, welche nicht weniger imposant ist. Der Eintrittspreis von 6 Euro für den Zugang zum Palast stellt auch heute noch für einfache Chinesen eine nahezu unüberwindbare Hürde dar. Auf dem Nachtmarkt Dong Hua Men gönne ich mir gebratene Larven und bin durch die horrenden Preise automatisch in Höchststimmung versetzt.

27-05-2008
Kulturprogramm! Die Ruinen des Alten Sommerpalastes befinden sich in einer 350 ha großen Parkanlage. Einige chinesische Schüler/Studenten nutzen die Kulisse für Aquarellmalereien und zeigen mir mit schüchternen Blicken ihre Kunstwerke. Mit einem “very interesting” oder “very beautiful” erzeuge ich jeweils ein lautes Kichern. Ein kleiner Irrgarten, in dessen Zentrum ein Pavillon steht, beschäftigt indes eine chinesische Touristengruppe. Wie kleine Kinder jagen die betagten Herren und Damen um die kopfhohen Mauern und freuen sich, wenn sie eine Sackgasse finden.
Um 1300 Uhr stehe ich vor dem Neuen Sommerpalast. Beim ersten Blick auf die Karte muss ich laut lachen und fühle mich wie im falschen Film. Der Plan vom Gelände ist gigantisch, was ich sofort durch ein Foto dokumentiere. Ich beschließe den zentralen See zu umrunden und nur einige Tempel anzusehen. Nach 3 Stunden verlasse ich in voller Ehrfurcht das Gelände. Allein die Umrundung hat 2 Stunden in Anspruch genommen. Natürlich stehen die Taxifahrer schon vor dem Ausgang bereit und winken mich zu sich heran. Nach kurzer Diskussion und einem lautem Lachen gehe ich zu Fuß weiter.
Beim Abendessen ziehe ich abermals die volle Aufmerksamkeit auf mich als ich versuche den Suppentopf auf dem Tisch mit meinen Stäbchen zu befüllen. Die Spritzer an der Wand hätten mich vorwarnen sollen, denn nach dem Essen konnte man die komplette Menüfolge auf meinem T-Shirt nachvollziehen. Egal, das Hemd hat nur 3 Euro gekostet.
28-05-2008
Regenerationstag. Um 0830 Uhr ist Treffpunkt am Hotel Lido zur gemeinsamen Wanderung in den Bergen um Peking. Mit einer kleinen Gruppe fahre ich in die nähere Umgebung der Stadt. Wie erwartet ist die Gruppe langsam und der Pfad bietet eine gute Abwechslung zum harten Asphalt in der Stadt. Zwei amerikanische Jungs erzeugen bereits vor Beginn der Tour bei der chinesischen Führerin leichtes Stirnrunzeln, als sie jedoch bei einem Bauern die Hühner jagen, bin auch ich amüsiert. Zum Abschluss der Tour findet sich natürlich ein Tempel und es gibt Bier, was ich für eine gelungene Kombination halte.
Um 1630 Uhr sind wir zurück und ich beschließe das Kunstviertel 798 zu besichtigen. Zwei Blöcke und ca. 2 km später stehe ich vor den ersten Comic-Helden der Neuzeit und einer alten deutschen Munitionsfabrik, umgebaut als Museum.

29-05-2008
Der chinesische probiotische Drink hat meinen Magen in unerwarteter Weise belebt und irgendwie fällt mir das Lächeln für die Damen an der Rezeption heute schwer. Chinesische Naturmedizin könnte helfen, also deute ich der Apothekerin mit einem Fingerzeig auf meinen Magen und hoffe, dass sie mir kein Abführmittel verschreibt.
Das Olympiagelände ist für Touristen leider nicht zugänglich aber über einige Baustellen gelange ich immerhin an den streng bewachten Zaun. Die Chinesen gehen da etwas offensiver vor, jedoch sind die Zäune besser bewacht als manches Militärgelände.
Am Nachmittag fahre ich zum Silk Market und nach den Gesichtern der Verkäuferinnen zu urteilen, stürze ich sie mit meinen Einkäufen in den Ruin. Ich komme nicht umhin, allen 6 Mädels ein Eis zu spendieren und ernte damit hunderte neidische Blicke von den Nachbarstädnen, denn sowas hat wohl noch kein Kunde getan.
Am Ausgang erwartet mich schon sehnsüchtig die alte Dame mit den Mützen. Ihr habe ich schon auf dem Hinweg versprochen 10 Mützen für die Kinder in Kashi abzukaufen. Der Preis ist jetzt natürlich höher aber für 0,50 Cent pro Mütze machen wir beide einen guten Deal.

30-05-2008
Für die heutigen Flüge bin ich gut vorbereitet, denn in meinem Handgepäck befindet sich eine Box mit Nudeln. Bereits auf dem Hinflug hatte eine Chinesin diese clevere Idee und der Duft hat sich durch das Lüftungssystem im gesamten Flugzeug verteilt.
Die Maschine ist älteren Baujahrs und mir ist nicht ganz klar, warum ich bereits vor dem Start die Abgase in der Kabine rieche. Mein Flug nach Kashi geht erst um 2000 Uhr, deshalb nehme ich in Urumqui ein Taxi und laufe ein paar Stunden durch die Stadt. Hätte ich gewusst, dass man die Gurte im Taxi nicht benutzt, wäre mir der fette schwarze Streifen auf meinem Hemd erspart geblieben. Urumqui ist von drei großen Kulturen geprägt, was man an der dreisprachigen Beschriftung in Chinesisch, Russisch und Arabisch deutlich erkennen kann.