Mount Kimball
Plötzlich bin ich wach, drehe mich um und schaue aus dem Fenster. Draußen ist es stockdunkel, nur die Sterne schimmern friedlich in der Nacht. Die Uhr zeigt drei Uhr, aber ich kann nicht mehr schlafen, bin nervös, will raus. Leise schleiche ich durch das Haus, lasse etwas Wasser in die Trinkblase meines Rucksacks plätschern und schlüpfe in die Laufshorts. Im Schein meiner Stirnlampe trabe ich durch die Straßen von Tucson, Arizona.
Die Straße ist stockdunkel und ab und zu röhrt ein gigantischer Geländewagen an mir vorbei. Hoffentlich schießt mich hier keiner über den Haufen, denke ich. Etwas erleichtert biege ich auf den Fingerrock Trail ab und hinter mir breitet sich Tucson als majestätischer Lichterteppich aus. Nur meine Schritte rascheln jetzt im Sand, sonst ist es still um mich herum. Die Klapperschlangen schlafen noch.
Der Trail führt zunächst durch einen Wald riesiger Saguaro Kakteen, dazwischen haben sich die kleineren Feigenkakteen, Igel-Kakteen und deren stachelige Verwandte ausgebreitet. Die Vegetation wächst förmlich auf einem Geröllfeld und jeder Fehltritt wird sofort mit Stichen bestraft. Hier kämpft jeder ums Überleben. Mein feuchter Atem wird von der Luft aufgesogen wir Wasser von einem Schwamm, die Lippen sind ständig trocken. Über große Brocken und Steinplatten trabe ich den steilen Pfad bergauf, während hinter mir die Morgendämmerung anbricht.
Oberhalb der “Kakteengrenze” ändert sich die Vegetation und geht über in eine steppenartige, trockene Landschaft mit hohen, braunen Steinformationen. Als Farbtupfer präsentieren einzelne Kakteen ihre Blütenpracht und sporadisch zieht ein süßer, blumiger Duft durch meine Nase. Meine Schritte werden etwas kürzer, denn immer öfter drehe ich mich um und betrachte das Farbenspiel am Horizont. Am Gipfel bietet sich ein Panorama mit gigantischen Weitblick. In der frischen Morgenbrise genieße ich den Ausblick unter der noch schwachen Sonne.
Mount Kimball ist einer der höchsten Gipfel der Santa Catalina Mountains nördlich von Tucson. Die Strecke vom Trailhead (Alvernoon North) bis zum Gipfel und zurück ist etwa 18 Kilometer lang und beinhaltet etwa 1500 Höhenmeter im Anstieg. Für Wanderer stellt diese Tour eine anspruchsvolle Tagesetappe dar. Die Sonne und die Temperaturen sollten nicht unterschätzt werden. Nehmt ausreichend Wasser mit und brecht früh auf!