Auf eisigen Pfaden: Trail-Running im Winter

Winterlaufen 1

Eine Gruppe Schneeschuhwanderer stapft im Gänsemarsch durch tiefen Schnee im dichten Nadelwald. Es ist Februar und der Winter hat die Berglandschaft in eine weiße Decke gehüllt. Trotz ihrer breiten Schneeschuhe sinken die Wanderer tief in die kalte, weiche Decke ein, wenn sie den Fußabdruck ihres Vordermannes verfehlen. Mittlerweile rollen ihnen die Schweißtropfen über die Stirn und der kondensierende Atem der Gruppe bildet eine Wolke wie bei einer Dampflock. Hinter ihnen nähert sich ein drahtiger Läufer, der mit langen Schritten zur Gruppe aufschließt. Sein Herz pulsiert, seine Lunge pumpt und seine Augenbrauen sind mit Reif überfroren. Die Gruppe hat ihn noch nicht bemerkt. Erst als er zum Überholen ansetzt, drehen sich die Wanderer erschrocken um. Als er die festgetretene Spur der Wanderer verlässt, sinkt er bis zum Oberschenkel ein und wühlt sich unter ungläubigen Blicken der Wanderer mit ganzer Kraft durch den tiefen Schnee an der Gruppe vorbei. Nachdem der Läufer die Gruppe überholt hat, springt er zurück in die ausgetretene Spur. Sogleich umgibt ihn wieder die stille, weiße Landschaft, und nur das Knarzen seiner Schritte im Schnee ist noch zu hören.

Winterlaufen 4

Trail-Läufer sind zu jeder Jahreszeit draußen unterwegs, denn genau das unterscheidet sie von Läufern, die im Fitnessstudio auf dem Laufband in Richtung Bildschirm laufen. Im Sommer springen sie leichtbekleidet und wie Gämsen durch hochalpines Gelände, im Winter traben sie völlig vermummt und mit Leuchtfarben dekoriert durch die eisige Kälte. Trail-Running ist zu jeder Jahreszeit möglich, allerdings gestaltet sich das Training auf den Lieblingstrails im Winter gänzlich anders als im Sommer. Liegt tiefer Schnee, ist der
Kraftaufwand ungleich höher als auf trockenem Boden und tiefe Außentemperaturen müssen vom Körper durch zusätzliche Wärmeproduktion kompensiert werden. Ihr verbraucht folglich beim Training im Winter mehr Energie als im Sommer. Aus diesem Grund nehme ich bei langen Läufen in jedem Fall Verpflegung mit. Achtet aber darauf, dass sich viele Riegel in gefrorenem Zustand nicht gut kauen lassen und verstaut diese nah am Rumpf oder greift auf Nüsse und Trockenfrüchte zurück. Gefrorenes Olivenöl lutschen nur die ganz Harten. Zum Ausgleich des Flüssigkeitsbedarfes eignen sich die üblichen Sportgetränke, diese solltet ihr allerdings warm halten. Auch wenn die Flüssigkeit in der Trinkblase auf dem Rücken angenehm temperiert ist, friert sie im Trinkschlauch schneller ein als ihr ansaugen könnt. Schnee zu essen ist auf Dauer auch keine Alternative, denn dieser enthält keine Mineralien. Vielmehr wäscht er die Mineralien eures Körpers aus und senkt zusätzlich eure Körperkerntemperatur.

Ich empfehle:

Nuss-/Beerenmischung

Winterlaufen 6

Für die Bekleidung gilt auch im Winter: Vor dem Lauf musst du leicht frieren! Zieh dich keinesfalls zu warm an, denn zu warme Bekleidung führt zu erhöhter Schweißproduktion und damit zu mehr Nässe am Körper und in der Bekleidung. In der Konsequenz kühlst du schneller aus. Ein Anzug nach dem Zwiebelschalenprinzip bewährt sich besonders im Winter und bei wechselnden Bedingungen. Die einzelnen Bekleidungsschichten können flexibel an- und ausgezogen werden und Lufteinschlüsse zwischen den Schichten isolieren zusätzlich. Da ich sehr wenig schwitze, trage ich direkt auf der Haut Textilien aus Merinowolle; für viel schwitzende Sportler eignen sich hingegen Kunstfasern wie Polyester besser. Als zweite Bekleidungsschicht empfehle ich Kleidung aus dem Material Polartec, da dies besonders gut Wärme speichert und auch bei Nässe funktioniert. Meist ist ein dünner Windbreaker als dritte Bekleidungsschicht ausreichend, bei Niederschlag und Schnee greife ich jedoch auf atmungsaktive Materialien zurück. Glich die Atmosphäre unter älteren Funktionsjacken noch der eines Gewächshauses, sind aktuelle Membranen erstaunlich durchlässig und eignen sich auch für schweißtreibende Abenteuer. Wer in den Bergen läuft, sollte für den Notfall immer eine zusätzliche, trockene Bekleidungsschicht im obligatorischen Rucksack mitführen. Und bitte vergesst Mütze und Handschuhe nicht!


Erste Bekleidungsschicht: Patagonia Long-Sleeved Thermo Flyer Shirt
Zweite Bekleidungsschicht: Patagonia Men’s Piton Pullover
Dritte Bekleidungsschicht: Patagonia Men’s M10 Jacket
Patagonia Men’s Alpine Guide Pants

Auf Schuhe möchte ich in diesem Beitrag nicht näher eingehen, denn die richtige Schuhwahl hängt in erster Linie von der Passform, den Bedingungen und den persönlichen Vorlieben ab. Im Tiefschnee sind Gamaschen von Vorteil, denn diese verhindern, dass euch der Schnee in den Schuh rutscht und den Fuß tiefkühlt. Längere Socken sind im Schnee von Vorteil, denn sie bieten einen zusätzlichen Schutz der Waden bei Bruchharsch.

Gamaschen findet ihr zum Beispiel im RacingThePlanet Shop.

Winterlaufen  bei Nacht

Berufsbedingt laufe ich in der kalten Jahreszeit meist erst nach Eintritt der Dunkelheit und bin aus diesem Grund auf meine Stirnlampe angewiesen. Diese ist leicht, hell, wird mit Akkus betrieben und besitzt eine lange Leuchtdauer. Auf langen Touren und in den Bergen habe ich zusätzlich eine Ersatzlampe im Gepäck, denn bei Nebel und im Wald ist ohne entsprechende Beleuchtung keine Orientierung mehr möglich. Für die urbanen Läufer sind Lampen von geringerer Bedeutung, vielmehr schützen ausreichend Reflektoren vor unerwarteten Begegnungen mit anderen Verkehrsteilnehmern.

Meine Empfehlung:

AY UP Lights aus Australien

Winterlaufen 3

In der Tat ist der materielle Aufwand zur Vorbereitung für einen Lauf im Winter größer als der für einen Lauf im Sommer. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen die einzigartige Atmosphäre bei Nacht und das Gefühl von Freiheit gegen ein Laufband im Studio einzutauschen.

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