Das Skyrace um das luxuriöse Schweizer Feriendorf Zermatt ist zweifellos etabliert. Thomas berichtet vom Kampf mit den besten der Welt am Fuße der Matterhorns.

Der Besuch im Schweizer Feriendorf Zermatt beginnt mit dem bekanntesten Schweizer Verkehrsmittel – der Eisenbahn. Spätestens fünf Kilometer vor der Ortschaft Täsch bleibt das Auto stehen, denn Zermatt ist seit 1931 autofrei. Abfahrt ist im modernen Matterhorn Terminal, ein nüchterner Betonklotz, der für die Abfertigung von tausenden Touristen optimiert ist. Die rot-weißen Waggons sind mit großen Glasfenstern ausgestattet, die Gäste sind international und wie es sich für Schweizer Bahn gehört, ist sie pünktlich.
Luxusdorf made in Switzerland
Gleich nach der Ankunft in Zermatt fallen die Blicke auf Werbetafeln von Restaurants: Walliser Käsefondue für 25 Schweizer Franken oder ein Vier-Gänge-Menü für 72 Franken. Schnell wird klar: Zermatt liegt preislich auf hohem Niveau, touristisch rangiert es auf Weltniveau. Elektrokarren und Golfkarts surren mit Koffern und Gästen beladen durch die Gassen. “Abgasarm und nachhaltig”, so präsentiert sich Zermatt auf seiner Webseite. Liebevoll dekorierte Holzfassaden beherbergen die Designerlabels dieser Welt und Nobelhotels bieten bis zu 17500 Touristen ein Bett für die Nacht. Vergleichsweise gering erscheint dagegen die Einwohnerzahl von 6000.

Hoch oberhalb dieses bunten Treibens thronen die höchsten Viertausender der Schweiz mit ihren imposanten Eiswänden. Wie ein Denkmal thront zwischen ihnen das bekannteste Wahrzeichen des Landes – das Matterhorn. Bei der Erstbesteigung vor 150 Jahren herrschte eine völlig andere Atmosphäre in Zermatt. Das Alpendorf war nur über Saumpfade erreichbar und übte deutlich weniger Anziehungskraft auf Bergsteiger und Touristen aus. Damals galt das Matterhorn noch als unbezwingbar. Die steilen Flanken dieses Monolithen erzählen noch heute die dramatische Geschichte der Erstbesteigung. Beim Wettlauf auf den Gipfel kam es zur Katastrophe verloren vier Bergsteiger ihr Leben, obwohl sie vorher als erste Menschen auf dem höchsten Punkt dieses Berges standen.

Wahrzeichen der Schweiz
Matterhorn – Das Wahrzeichen
Mittlerweile gehört die Besteigung zum Standardprogramm der Bergführer in Zermatt und auch die Trail-Läufer haben die Gemeinde im Wallis für sich entdeckt. Das kommt nicht von ungefähr. In diesem Jahr versammelten sich nahezu zweitausend Athleten aus 51 Nationen an der Startlinie der Läufe des Matterhorn Ultraks. Darunter tummelte sich auch die internationale Berglauf-Elite, doch die ist sicher noch kein Garant für die Attraktivität des Rennens. Die Region Zermatt hat viel zu bieten für Trail-Läufer.
Die Strecke
Das Rennen führt vom Kirchplatz im Zentrum über einen steilen Pfad direkt hinauf zum Gornergrat auf 3135 Meter. Beim Erreichen des Grates stockt vielen Läufern der Atem, denn unter ihnen erstreckt sich die zweitgrößte zusammenhängende Gletscherfläche der Alpen und vor ihnen posiert eindrucksvoll das Matterhorn im Morgenlicht. Spitzenläufer legen die 1500 Höhenmeter und 14 Kilometer in eineinhalb Stunden zurück. An der Verpflegungsstation gibt es warmes isotonisches Getränk, Wasser, Tee und zahlreiche Snacks. Auf meinen Kommentar: “Super, dass ihr warme Getränke habt”, entgegnet mir der Schweizer lässig: “Ja, sunsch isch des doch en Scheiß.” Die Zermatter haben gelernt, was für Trail-Läufer in dieser Höhe wichtig ist.

Beim ersten langen Abstieg folgen die Läufer nicht nur den Wegen, vielmehr laufen sie direkt von Markierung zu Markierung. Geschickt wie eine Herde Gämse bricht das Feld in Rekordtempo den Berg herunter. 51 Nationen verschwimmen, alle verfolgen ein Ziel. Wenn politische Debatten doch nur auch so einfach wären.

Gegen Mittag ändert sich das Wetter. Ein Wolkenteppich legt sich über den Alpenhauptkamm und es fällt Regen. Auf über zweitausend Metern sinken die Temperaturen rasch und es wird windig und kalt. Einige werfen Regenjacken um, andere ziehen sich Handschuhe über, wieder andere laufen einfach weiter. Pflichtausrüstung gibt es keine. Die Zermatter Organisatoren wissen: Auf zweitausend Metern findet man die Freiheit nur mit einem gesunden Maß an Selbstverantwortung. So richtiges Absturzgelände gibt es beim Ultraks ohnehin nicht.
Meine Muskeln verhärten spürbar in der Kälte, doch das Tempo der Spitze bleibt konstant hoch. Einige Walliser Schwarznasenschafe lässt das Geschehen völlig kalt und sie grasen gemütlich auf dem Trail, während die Athleten im Eiltempo über oder an ihnen vorbei rasen – typisch Schweizer Gelassenheit eben. Gelegentlich erlauben kleine Wolkenfenster den Blick auf die weiß-blauen Flanken des Breithorns oder einen der anderen 37 Viertausender der Umgebung. Wer hier den Begriff Skyrunning verwenden möchte, der liegt sicherlich richtig.

Wenige Kilometer vor dem Ziel fällt die Strecke nahezu senkrecht ab in den Ort Zermatt. Über rutschiges Kopfsteinpflaster schlittern die Läufer die letzten Meter durch die schmalen Gassen, eng umsäumt von japanischen Touristen, die gar nicht so richtig wissen, was um sie herum geschieht. Ein Gefühl von Chamonix kommt kurzzeitig auf. Dann ist das Ziel erreicht und die Zeit steht still. 46 Kilometer traumhafte Trails sind vorüber und Zermatt hat erneut bewiesen, dass es auch für Trail-Läufer zu den Top-Adressen zählt.

«16K» Herren
1. JODIDIO ALEX (SUI) 1:23 Stunden
2. BETRISEY YVAN (SUI) 1:27 Stunden
3. DRION MAXIMILIEN (BEL) 1:27 Stunden
«16K» Damen
1. VILLUMSEN KATRINE (DEN) 1:39 Stunden
2. PFAMMATTER PRISKA (SUI) 1:59 Stunden
3. MARIE PATUREL (FRA) 1:59 Stunden
«30K» Herren
1. RODRIGUEZ ETIENNE (AUS) 3:04 Stunden
2. CASCIO JAMIE (USA) 3:07 Stunden
3. GILLIÉRON CHRISTOPHE (SUI) 3:10 Stunden
«30K» Damen
1. CROFT RUTH (NZL) 3:22 Stunden
2. PONT COMBE SÉVERINE (SUI) 3:26 Stunden
3. SCHILD SIBYLLE (AUT) 3:33 Stunden
«46K» Herren
1. LAUENSTEIN MARC (SUI) 4:47 Stunden
2. MATHYS CHRISTIAN (SUI) 4:51 Stunden
3. TAMANG TIRTHA (NEP) 4:53 Stunden
«46K» Damen
1. KIMMEL MEGAN (USA) 5:23 Stunden
2. MERTOVA MICHAELA (CZE) 5:46 Stunden
3. CHIRON CÉLIA (FRA) 5:51 Stunden